Das Erythema exsudativum multiforme (Abkürzung: EEM) ist eine Erkrankung, deren typisches Erscheinungsbild runde, aus zwei bis drei Ringen bestehende Hautrötungen sind. Daraus können auch Blasen entstehen.
Oftmals ist auch die Schleimhaut betroffen, an der es ebenfalls zu Blasen und schmerzenden Abschürfungen kommt. In sehr starker Ausprägung wird das Krankheitsbild als Stevens-Johnson-Syndrom bezeichnet. Es kann dann zu schweren Vernarbungen kommen. Weitere Namen für das Erythema exsudativum multiforme sind Kokarden-Erythem und Scheibenrose. Der Hautarzt kennt noch andere Bezeichnungen für verschiedene Ausprägungsformen der Erkrankung.
Das Erythema exsudativum multiforme kann durch verschiedene Ursachen zustande kommen. Häufig führt eine Herpes-Infektion zu dem Krankheitsbild. Ebenfalls kann das Erythema exsudativum multiforme nach der Gabe bestimmter Arzneimittel (z. B. Pyrazolone, Sulfonamide oder Hydantoin) oder nach Infektionen mit Bakterien entstehen. In manchen Fällen kommt es durch einen bösartigen Tumor zu einer Erkrankung.
Allen ursächlichen Faktoren ist gemeinsam, dass beim Erythema exsudativum multiforme eine Reaktion mit Antikörpern abläuft, die zur Klumpenbildung (Immunkomplexe) in Gefäßen der Haut führt. Es kommt zu einer mehr oder weniger starken Gewebeschädigung.
Beim Erythema exsudativum multiforme entwickeln sich runde, Millimeter bis Zentimeter große Hautflecken von rötlicher Farbe. Sie werden Kokarden genannt, denn darin zeigen sich um das Zentrum herum ringartige dunklere und hellere Bereiche ähnlich einer Schießscheibe. In der Mitte einer solchen Kokarde findet sich eine Erhebung oder auch eine Blase. An den Stellen kann es zu einer Hautabschürfung kommen, was Schmerzen verursacht. Die Veränderungen treten im Endbereich der Arme und Beine gehäuft auf.
Die Schleimhäute können vom Erythema exsudativum multiforme ebenfalls betroffen sein. Dies wird normalerweise am Mund auffällig sowie oft an den Augen und im Geschlechtsbereich. Bei der Schleimhautbeteiligung kann es zu narbigen Veränderungen kommen, die auch zu Verklebungen des Gewebes führen können. Eine Infektion der offenen Stellen ist möglich.
Der Hautarzt unterscheidet zwischen einem Minor-Typ und einem Major-Typ des Erythema exsudativum multiforme. Beim Minor-Typ sind die Beschwerden relativ gering. Ein Major-Typ besteht, wenn stärkere Erscheinungen an den Schleimhäuten auftreten und allgemeine Krankheitssymptome bestehen. Verläuft die Erkrankung sehr schwer, so wird sie als Stevens-Johnson-Syndrom bezeichnet.
Der Arzt betrachtet Haut und Schleimhäute genau und kann meist schon aufgrund des Anblicks des Ausschlags die Diagnose eines Erythema exsudativum multiforme stellen. Da eine Verklebung der Augen auftreten kann, muss neben dem Hautarzt auch ein Augenarzt herangezogen werden.
In der Regel lässt sich das Krankheitsbild für den Arzt gut von anderen Hautleiden unterscheiden, da sich meist die typischen Kokarden (ringförmig angeordneten Veränderungen) zeigen. Ist allerdings vorrangig ein Befall der Schleimhaut gegeben, so kann es weiteren Krankheiten wie Pemphigus vulgaris (krankhafte Blasenbildung), Lichen ruber (Knötchenflechte) der Schleimhaut oder einer Schleimhautentzündung durch Herpesviren ähneln.
Die Behandlung des Krankheitsbildes geschieht mit Cortison-Präparaten zum Einnehmen. Bei einer Erkrankung der Schleimhäute erfolgen dortige Maßnahmen wie lindernde Mundspülungen (z. B. Kamille oder Dexpanthenol) oder einer Ernährung mit Brei. Die betroffenen Hautstellen können mit zinkhaltiger Salbe behandelt werden. Falls erforderlich, werden noch Antibiotika gegeben (auch manchmal als Vorbeugung einer Infektion).
Die weniger schwere Minor-Variante des Erythema exsudativum multiforme heilt normalerweise folgenlos ab. Bei der Major-Variante, insbesondere beim Stevens-Johnson-Syndrom, können Narben der Schleimhäute und Verklebungen verbleiben, wodurch unter anderem das Auge beeinträchtigt werden kann. Infektionen der abgeschürften Bereiche können den Krankheitsverlauf noch erschweren.
Letzte Aktualisierung am 18.03.2021.