Eine Insektengift-Allergie tritt nach dem Stich eines Insekts auf, gegen dessen Gift der Betroffene allergisch ist. Am häufigsten sind Allergien gegen das Gift von Bienen und Wespen. Es kann zu örtlich begrenzten Hauterscheinungen wie Schwellung, Rötung und Jucken um den Insektenstich herum kommen.
Häufig treten aber auch allgemeine Reaktionen des Körpers auf, so dass es bis zu einem lebensbedrohlichen allergischen Schock kommen kann. Patienten, bei denen bereits eine Allgemeinreaktion nach einem Insektenstich auftrat, müssen ein Notfallset an Medikamenten mit sich führen, das sie im Bedarfsfall selbst anwenden.
Schätzungsweise zwei bis vier Prozent der Menschen haben eine Allergie gegen Insektengift. Besonders oft handelt es sich um eine Allergie gegen Bienengift oder Wespengift. Ebenfalls vorkommen können aber unter anderem Allergien gegen das Gift von Hummeln, Hornissen, Mücken, Bremsen oder Ameisen. Es kann zu Kreuzallergien kommen, also auf eine Reaktion auf einen Hummelstich bei eigentlicher Bienengiftallergie. Bei einer Reaktion auf einen Insektenstich handelt es sich normalerweise um eine Allergie vom Typ I (Soforttyp), der auch für Heuschnupfen oder Asthma verantwortlich ist.
Bei einem ersten Stich kommt das Immunsystem mit dem Insektengift in Kontakt und bildet speziell passende Antikörper. Wird der Betroffene nun ein weiteres Mal von der Insektenart gestochen, so kommt es zu einer heftigen Abwehrreaktion. Durch das Andocken von Antikörpern an die Teilchen des Insektengifts wird unter anderem der Stoff Histamin freigesetzt, der für die typische Gewebereaktion verantwortlich ist.
Symptome an der Stichstelle des Insekts werden von Allgemeinsymptomen, die den ganzen Organismus betreffen, unterschieden.
Örtlich begrenzt treten bei einer Insektenstich-Allergie charakteristische Erscheinungen auf, nämlich eine geschwollene, gerötete und juckende Umgebung des Stichs. Dies kann Tage bis manchmal Wochen bestehen bleiben und sich auf eine ganze Körperregion ausweiten, z. B. einen Arm.
Auf den Körper verteilt kann es innerhalb von Minuten zu mehr oder weniger starken Beschwerden kommen. Es kann zur Hautrötung mit Quaddeln und Juckreiz kommen. Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen und Durchfall) können auftreten.
Es kommt oft zur Gewebeschwellung beispielsweise im Gesicht. Gefährlich sind Reaktionen wie Atemnot (Asthma), eine Schwellung im Mund oder eine Absenkung des Blutdrucks. Die Insektengift-Allergie kann bis zum allergischen Schock (anaphylaktischen Schock) mit Schüttelfrost, Bewusstseinsverlust und Kreislaufzusammenbruch führen.
Daher gibt es auch Todesfälle durch allergische Reaktionen auf Insektenstiche. 10 bis 20 Menschen versterben in Deutschland durch ihre Insektengift-Allergie, wahrscheinlich sogar noch mehr.
Durch das Auftreten der Beschwerden im Anschluss an einen Insektenstich ist die Erkennung einer Insektengiftallergie oft einfach. Der Arzt befragt dazu den Patienten (Anamnese). Der Patient berichtet, wann der Stich stattfand, welches Insekt er gesehen hat und welche Symptome auftraten. Ebenfalls ist es wichtig, über möglicherweise vorbestehende Erkrankungen wie Asthma oder Herz-Kreislauf-Störungen Auskunft zu geben.
Bei einer lediglich örtlich begrenzten Reaktion ist meist keine aufwändige Diagnostik erforderlich. Bei allgemeinen Beschwerden nach Insektenstich wird etwa vier Wochen danach ein Allergietest durchgeführt, normalerweise mittels Hauttest (Prick-Test) oder auch mittels einer Blutuntersuchung. Nach schwerer Reaktion auf das Insektengift wird ein Allergietest in einer Klinik durchgeführt, um den Patienten ständig beobachten zu können.
Zur Behandlung der Insektengift-Allergie gehört zunächst einmal die Vorbeugung gegen Stiche des jeweiligen Insekts. Situationen, bei denen die Insekten auftreten können, sollten vermieden werden. So sollten beispielsweise keine süßen Speisen und Getränke im Sommer im Freien verzehrt werden. Falls ein Insekt dem Betroffenen zu nahe kommt, sollte er sich vorsichtig versuchen zu entfernen, anstatt zu hektische Bewegungen auszuführen.
Eine Notfallbehandlung des Insektengift-Allergikers kann mit verschiedenen Medikamenten erfolgen. Dazu sollten Personen, bei denen die Allergie als Allgemeinreaktion bereits auftrat, unbedingt ein Notfallset bei sich führen. Es enthält ein Antihistaminikum (Arzneimittel gegen die Wirkung von Histamin), ein Cortison-Präparat zum Einnehmen und Adrenalin-Spray.
Eine Hyposensibilisierung (Desensibilisierung, Spezifische Immuntherapie =SIT) sollte bei Menschen mit Allgemeinreaktionen auf Insektengift durchgeführt werden. Die Hyposensibilisierung dient zur Abschwächung oder Verhinderung späterer allergischer Reaktionen, wenn wieder ein Stich des Insekts vorkommt.
Tritt lediglich eine Reaktion um den Insektenstich herum auf, so sind die Aussichten gut, dass es auch in Zukunft nicht zu einer Verschlimmerung der Symptome kommt. Nach allgemeinen körperlichen Reaktionen auf Insektengift kann es beim Stich immer wieder zu neuerlichen schweren Insektengift-Allergien kommen. Durch eine Hyposensibilisierung kann die Gefahr stark gesenkt werden.
Letzte Aktualisierung am 18.03.2021.