Laut Psychologen kauen viele Menschen an ihren Nägeln, um eine Ersatzhandlung auszulösen. Dies kann bei den unterschiedlichsten Anlässen auftreten und soll den inneren Druck senken. Ganz häufig wird an den Nägeln bei Überforderung und Stress gekaut. Mit ein paar Tricks, Willenskraft und Geduld kann das „ Knabbern" aber leicht in den Griff bekommen werden. Michael, eine sehr guter Freund, sitzt neben mir und erzählt von seinem Vorstellungsgespräch. Es ist nicht toll gelaufen, sagt er und kaut an seinen Fingernägeln. Wortlos nehme ich ihm die Hand aus dem Mund, woraufhin er sie ballt und wegzieht. Das einzig Unschöne an Michael sind seine Nägel. Sie sind fast vollständig weggeknabbert. Bei unserem Gespräch war es ihm sehr peinlich, seine Hände zu zeigen. Am liebsten hätte er sie versteckt. Bei Einstellungsgesprächen wird natürlich auf solche Details geachtet.
10 bis 15 Prozent der Erwachsenen kauen an den Fingernägeln
Ab und zu kaut jeder Mal an den Nägel - das ist ganz normal. Laut Untersuchungen kauen allerdings ca. zehn Prozent der Erwachsenen und 30 Prozent der Kinder ständig an den Fingernägeln. Bei Kindern wird es nach der Pubertät weniger, in einigen Fällen hält es sich aber hartnäckig. Das Nägelkauen stellt eine Ersatzhandlung dar, die aufgrund eines inneren Drucks vollzogen wird. Für Außenstehende ist die Motivation der betreffenden Person nicht immer ersichtlich. Es muss einfach was gemacht werden und darum kaut man an den Fingernägeln, an der umgebenden Haut oder auch am Nagelbett.
Wann wird das Nägelkauen zum Problem?
Verstärkt sich das Nägelkauen immer mehr, so besteht die Gefahr, dass es zu einem Zwang wird. Oft wird dann in nahezu allen Situationen unbewusst gekaut. Hierbei beißen die betroffenen Personen die Nägel so weit ab, dass sogar das Nagelbett verletzt wird, mit der Folge, dass Entzündungen entstehen. Auf diese Weise bekommt das Kauen etwas Aggressives und Selbstverletzendes. In diesem Fall, müssen sich die Betroffenen ernsthafte Gedanken über die Ursache machen. Es kann nicht genau erforscht werden, warum manche Menschen an ihren Nägeln kauen und andere nicht. Hier spielen viele Faktoren eine Rolle. Das Nägelkauen ist sicher eine harmlose Variante der Ersatzhandlungen, die suchterzeugenden Substanzen wie Zigaretten oder Alkohol sind viel gefährlicher. Die beste Therapie, ist eine Beseitigung oder drastische Senkung von Überforderung und Stress. Besonders Kinder benötigen viel Aufmerksamkeit und Zuwendung. Das Nägelkauen ist ein klares Zeichen dafür, dass das Kind überfordert ist. Hier sind die Eltern gefragt, um die Kinder entsprechend zu unterstützen.
Bestrafung ist der falsche Weg
Wurde die Stresssituation erkannt, kann man zum Beispiel durch ein Simulieren der Situation versuchen, Lösungen zu finden, um das Nägelkauen zu vermeiden. Strafen und Drohungen beenden das Kauen auf gar keinen Fall, im Gegenteil, der Druck und somit auch das Nägelkauen wird verstärkt. Das Nägelkauen sollte auch nicht ständig erwähnt werden.
Tinkturen - lackierte Nägel - Belohnung
Wenn sich das Fingernägelkauen derartig verselbständigt, dann sollten sich die Betroffenen diese schlechten Angewohnheiten ständig bewusst machen. Hierfür eignen sich unangenehm schmeckende Tinkturen hervorragend. Die Nägel werden hiermit eingepinselt und verhindern ein unbewusstes Kauen. Auch lackierte Nägel können die Funktion eines „Stopp" übernehmen.