Eine Reihe von Hautveränderungen können Vorstufen von Hautkrebs sein oder eine Frühform darstellen. Die Hautkrebsvorstufen werden von Medizinern unter dem Begriff Präkanzerosen zusammengefasst. Die häufigste dieser Präkanzerosen ist die aktinische Keratose, eine Verhornungsstörung der Haut, auf dessen Boden sich ein Stachelzellkrebs (Spinaliom) entwickeln kann. Daneben gibt es einige weitere Formen von Vorstufen verschiedener Hautkrebsarten. In den meisten Fällen empfiehlt sich eine Entfernung des Befundes durch eine Operation oder durch Maßnahmen wie Laser, Kältebehandlung oder Bestrahlung.
Häufig gibt es bei Hautkrebsvorstufen keine exakte Ursache, sondern nur Faktoren, die die Entwicklung der Veränderung begünstigen. Ein wesentlicher Faktor bei der aktinischen Keratose, bei der Lentigo maligna und bei einigen anderen Arten stellt eine starke und länger andauernde Sonneneinstrahlung dar. Hier können vor allem die UV-Strahlen (ultraviolette Strahlung) als Bestandteil des Sonnenlichts zu einer Zellschädigung führen, die die Befunde hervorrufen. Menschen mit einem hellen Hauttyp sind von Hautkrebsvorstufen (ebenso wie von Hautkrebs selbst) häufiger betroffen. Dies gilt vor allem für Länder mit hoher Sonnenintensität. Daneben gibt es diverse mögliche weitere Ursachen oder Entwicklungsfaktoren für Hautkrebsvorstufen. Veränderungen, die einer aktinischen Keratose stark ähneln, können nach einer Belastung mit Röntgenstrahlen oder Giftstoffen wie Arsen oder Teerbestandteilen auftreten. Weitere Faktoren wie Rauchen oder bestimmte Virusinfektionen können ebenfalls eine Rolle spielen.
Die Hautkrebsvorstufen lassen sich im zwei Gruppen unterteilen, und zwar in wirkliche Vorstufen sowie in Befunde, die bereits Krebszellen enthalten, jedoch örtlich auf die oberste Gewebsschicht begrenzt sind (Carcinoma in situ). Den Veränderungen ist gemeinsam, dass sie sich in einem Teil der Fälle zu einem echten bösartigen Tumor entwickeln können. Bösartige Tumore können dann in das Umgebungsgewebe einwachsen und es zerstören. Sie können Metastasen (Tochtergeschwülste) erzeugen, die in anderen Organen ebenfalls Schäden hinterlassen. Hautkrebs kann damit tödlich enden.
Folgende Hautkrebsvorstufen haben in der Klinik eine mehr oder weniger große Bedeutung:
Die aktinische Keratose ist eine häufige Veränderung bei Menschen mit heller Hautfarbe. Sie kommt besonders oft an Hautstellen vor, die über längere Zeit der Sonne ausgesetzt waren, beispielsweise im Gesicht, am Hals, auf der Glatze, auf dem Handrücken und dem Unterarm. Die aktinische Keratose macht sich als raue, verhornte Areale bemerkbar, die flach bis stark ausgezogen (Cornu cutaneum) sein können. Zunächst sind die Befunde rötlich, dann graubräunlich. In vielen Fällen finden sich mehrere Keratose-Herde nebeneinander. Nicht selten geht die aktinische Keratose in ein Plattenepithelkarzinom (Spinaliom, Stachelzellkarzinom) über. Sonderformen sind die Cheilitis actinica (aktinische Keratose der Lippe, die oft schwer verläuft) und die Keratosen spezifischer Ursache (Arsenkeratose, Teerkeratose, Röntgenstrahlenkeratose).
Der Morbus Bowen (Bowen-Krankheit, bowenoide Präkanzerose, Bowen-Karzinom) ist ein Karzinom, das jedoch auf die oberste Hautschicht (Epidermis) begrenzt ist. Es ist also genau genommen eine Frühform und keine Vorstufe von Hautkrebs. Zu sehen sind rötliche, schuppende, flache Herde, die einer Schuppenflechte (Psoriasis) oder anderen Arten von Hautausschlag (Ekzem) ähneln können. Auch der Morbus Bowen bevorzugt Stellen wie Gesicht, Unterarme, Hände sowie Rumpf und Unterschenkel.
Die Erythroplasie Queyrat entspricht im Prinzip dem Morbus Bowen, findet sich jedoch im Übergangsbereich zwischen Haut und Schleimhaut wie beispielsweise an Mund, After, Scheide oder Penis. Es ist weniger verhornend als der Morbus Bowen.
Der Morbus Paget ist ebenfalls eine Frühform eines Karzinoms. Er tritt an der Brustwarze erst als kleiner, dann als geröteter, entzündeter, juckender, schmerzender Herd auf.
Leukoplakie sind weißliche Flecken an der Schleimhaut im Mund oder an den Genitalien. Die Flecken lassen sich im Gegensatz zu anderen Veränderungen nicht abwischen. Sie können zu einem Plattenepithelkarzinom (Spinaliom) entarten, was jedoch vergleichsweise selten auftritt.
Lentigo maligna stellt eine Vorstufe zum schwarzen Hautkrebs (malignen Melanom) dar. Es handelt sich um bräunliche bis schwärzliche, flache Veränderungen auf der Haut. Sie sind unscharf begrenzt. Auch Lentigo maligna findet sich häufiger an Stellen mit häufigem Sonneneinfall (Gesicht, Hals, Hände).
Der Patient wird befragt (Anamnese). Der Arzt betrachtet die Haut, auch unter Verwendung eines Vergrößerungsglases. Viele der Veränderungen treten in typischen Formen auf, so dass oft bereits ein Verdacht geäußert werden kann. Ein Nachweis der Art der Veränderung geschieht in einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) aus einer Gewebeprobe, die zuvor herausgenommen wurde (Biopsie).
Die jeweiligen Hautkrebsvorstufen können diversen anderen Hautbefunden ähneln. In Frage kommen bei der aktinischen Keratose andere Verhornungsstörungen (Keratosen), beim Morbus Bowen Schuppenflechte und andere Ekzeme, bei Lentigo maligna schwarzer Hautkrebs selbst oder andere pigmentierte Hautbefunde.
Die jeweilige Hautkrebsvorstufe sollte entfernt werden, um einer Entartung beziehungsweise einem Wachstum vorzubeugen. Die Beseitigung des Befundes kann auf verschiedene Art erfolgen. Die klassische Methode ist das operative Herausschneiden der Hautkrebsvorstufe (Exzision). Dabei sollte der Befund, falls möglich, mit einem Abstand im gesunden Gewebe herausgeschnitten werden. Bisweilen ist nach dem Eingriff eine Gewebedeckung oder eine andere plastische Maßnahme erforderlich. Weitere Möglichkeiten bestehen in der Laserbehandlung, in der Vereisung (Kryotherapie), der Bestrahlung mit Röntgenstrahlen, einer photodynamischen Therapie, einer Chemotherapie oder in einem chemischen Hautpeeling („Abschälen" der obersten Hautschichten).
Die Hautkrebsvorstufen können zu einem mehr oder weniger großen Prozentsatz zu Hautkrebs entarten, der dann tödlich verlaufen kann. Bei der aktinischen Keratose kommt es beispielsweise innerhalb von zehn Jahren in etwa zehn Prozent der Fälle zu einem Spinaliom (Stachelzellkarzinom). Die Krebsentwicklung kann im Allgemeinen durch eine Entfernung der Vorstufe verhindert werden. Nach der Behandlung kann die Veränderung aber manchmal erneut auftreten.
Letzte Aktualisierung am 16.03.2021.