Der Begriff Immuntherapie beschreibt alle Behandlungsmethoden, die über eine Beeinflussung des Immunsystems wirken. Bei Erkrankungen der Haut ist eine Immuntherapie im engeren Sinne eine Behandlung mit Immunsuppressiva, also Medikamenten, die die Funktionen des Abwehrsystems herabsetzen. Die Gabe von Immunsuppressiva (Immunsuppression) eignet sich an der Haut bei Erkrankungen, die aufgrund einer Abwehrreaktion gegen körpereigenes Gewebe entstehen (Autoimmunerkrankungen). Dazu gehört z. B. die Schuppenflechte (Psoriasis). Wichtige Immuntherapeutika sind unter anderem Cortison, Methotrexat und Ciclosporin.
Wann wird eine Immuntherapie durchgeführt?
Eine Immuntherapie, also eine Behandlung mit Immunsuppressiva, wird bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Autoimmunkrankheiten sind Störungen, die sich aufgrund einer Abwehrreaktion entwickeln, welche gegen körpereigenes Gewebe gerichtet ist. Bei diesen Erkrankungen kommt es durch die fehlgesteuerte Immunreaktion zu entzündlichen Vorgängen und zur Schädigung von Gewebe.
Zu den Autoimmunerkrankungen der Haut gehören:
- Schuppenflechte (Psoriasis), eine Erkrankung mit geröteten, juckenden und schuppenden Bereichen der Haut
- Vitiligo (Weißfleckenkrankheit), eine Pigmentstörung mit weißlichen Flecken der Haut
- Pemphigus vulgaris (Blasensucht) und weitere blasenbildende Erkrankungen der Haut, z. B. Bullöses Pemphigoid
- Systemischer Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte), eine sehr unterschiedlich verlaufende Krankheit mehrerer Organe, von der meist jüngere Frauen betroffen sind
- Sklerodermie, eine Erkrankung mehrerer Organe mit Hautverhärtungen
- Lichen sclerosus, eine Erkrankung mit meist weißlichen, verhornenden Veränderungen von Haut und Genitalbereich
- Dermatomyositis, eine Entzündung der Muskeln mit Auftreten von Hautveränderungen
- Sharp-Syndrom (Mischkollagenose), eine Erkrankung mit diversen Verlaufsformen
- Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall), eine Form des Haarausfalls, bei der es zu raschem Verlust der Haare in rundlichen Bereichen kommt
Eine Immuntherapie wird darüber hinaus auch bei weiteren Autoimmunerkrankungen, die nicht oder nur selten die Haut betreffen, angewendet. Ebenso erfolgt sie nach Transplantationen, um eine Organabstoßung zu vermeiden. Auch allergische Erkrankungen können ein Anlass für eine Behandlung mit Immunsuppressiva sein.
Die Funktionsweise
Eine Immuntherapie kann mit unterschiedlichen Arten von Medikamenten (Immunsuppressiva) durchgeführt werden. Das gewählte Arzneimittel ist abhängig von der Erkrankung, gegen die es angewendet werden soll. Folgende Immuntherapeutika kommen bei Autoimmunkrankheiten der Haut zum Einsatz:
- Glukokortikoide, z. B. Cortison. Neben vielen anderen Wirkungen hemmt Cortison die Bildung bestimmter Abwehrzellen (T-Zellen) und vermindert Entzündungsreaktionen. Spricht der Arzt von Immunsuppressiva, meint er meist jedoch nicht Cortison-Präparate.
- Azathioprin. Es hemmt die Bildung von Abwehrzellen, da es die Herstellung von DNA und RNA (Erbinformation) verhindert.
- Cyclophosphamid. Es kann DNA-Stränge zerstören und die Vervielfältigung von DNA behindern.
- Methotrexat (MTX). Methotrexat hemmt ein bestimmtes Enzym, das für die Zellvermehrung notwendig ist.
- Ciclosporin. Es hemmt Botenstoffe, die bei Immunreaktionen eine Rolle spielen, sowie auch die T-Zellen.
- Tacrolimus. Es hemmt ebenfalls Botenstoffe bei Immunvorgängen.
- Antikörper, z. B. Infliximab. Zusammen mit Etanercept werden einige dieser Antikörper-Medikamente auch als Biologics bezeichnet. Die meisten dieser Mittel wirken gegen einen Botenstoff des Abwehrsystems.
- Fumarsäure. Sie wirkt vor allem auf die T-Zellen.
- sowie eine Reihe weiterer, in der Dermatologie selten eingesetzter Präparate.
Durch alle diese Präparate werden Reaktionen des Immunsystems unterdrückt. Es kommt zu einer Besserung der Symptome der jeweiligen Autoimmunerkrankung.